Armenien-Expertin erhielt internationalen Garbis-Papazian-Preis - Armenischer Bischof Petrosyan würdigt vielfältigen Einsatz der Wissenschaftlerin, "die sich mit Herz und Verstand dem armenischen Volk, seiner Geschichte, Sprache, Kultur und Kirche verschrieben hat"
Salzburg, 08.10.2025 (KAP) Die Salzburger Armenien-Expertin Jasmine Dum-Tragut ist am Mittwoch mit dem internationalen Garbis-Papazian-Preis für ihre Jahrzehntelangen pro-armenischen Aktivitäten und Forschungsarbeiten ausgezeichnet worden. Die Preisverleihung fand an der Katholisch-Theologischen Fakultät der Universität Salzburg statt. Mit diesem Preis werde nicht nur eine außergewöhnliche Forscherin ausgezeichnet, "sondern auch ein Mensch, der sich mit Herz und Verstand dem armenischen Volk, seiner Geschichte, Sprache, Kultur und Kirche verschrieben hat". Das betonte der Wiener armenisch-apostolische Bischof Tiran Petrosyan in seinem Grußwort.
Jasmin Dum-Tragut sei seit Jahrzehnten eine "Brückenbauerin zwischen Armenien und Europa, zwischen Wissenschaft und Kirche, zwischen Vergangenheit und Zukunft", so Petrosyan. In Salzburg habe die Forscherin mit großem Engagement die Armenischen Studien aufgebaut und so ein lebendiges Zentrum des Austausches geschaffen. In Armenien wiederum habe sie entscheidend dazu beigetragen, "dass neue wissenschaftliche Zweige entstehen konnten, die unser kulturelles und spirituelles Erbe bewahren und zugleich in die Gegenwart übersetzen".
Als Armenier und als Bischof bewegt ihn besonders ihr Einsatz für die Bewahrung des christlichen Erbes in Berg-Karabach, so Bischof Petrosyan weiter: "In einer Zeit, in der unser Volk dort Heimat, Kultur und Identität verloren hat, ist ihre Stimme eine Stimme des Gedenkens, der Bewahrung und auch der Hoffnung." Im Namen der Armenischen Kirche wolle er Jasmine Dum-Tragut für ihre vielen Verdienste höchsten Dank aussprechen.
Der nun an Dum-Tragut verliehene Preis wurde 1986 von Garbis Papazian, einem in Wien lebenden Armenier, ins Leben gerufen, um die Forschung und Arbeit nicht-armenischer Wissenschaftler zu unterstützen. Der Preis wird vom Allgemeinen Armenischen Wohltätigkeitsvereins (AGBU) verliehen. Zu den ersten Gratulanten zählte der Salzburger Universitätsrektor Prof. Bernhard Fügenschuh, der ebenfalls ein Grußwort sprach.
Große Liebe zu den Menschen Armeniens
Der Dekan der Katholisch-theologischen Fakultät der Universität Salzburg, Prof. Dietmar Winkler, ging in seiner Laudatio zum einen auf die umfassenden wissenschaftlichen Leistungen der Geehrten ein. Doch ihr Engagement sei darüber auch von einer großen Liebe zu den Menschen Armeniens geprägt, schlug Winkler in die gleiche Kerbe wie auch Bischof Petrosyan. Winkler: "Um so forschen zu können wie Jasmine Dum-Tragut, muss man letztlich den Zugang zu den Herzen der Menschen finden." Für Jasmine Dum-Tragut sei Armenien viel, viel mehr als ein bloßer Forschungsgegenstand. Sie engagiere sich etwa auch im Bereich der sozialen Entwicklung und in humanitären Projekten.
Ihre Expertise zu Land, Sprache, Kultur und Geschichte Armeniens werde zudem national und international auch von Medien angefragt und geschätzt, führte Prof. Winkler aus. Für Fragen zu religiös-kirchlichen Angelegenheiten, das armenische Christentum bzw. die Armenische Kirche betreffend, sei sie überdies von Kardinal Christoph Schönborn zur Konsultorin der Stiftung "Pro Oriente" ernannt worden. Dum-Tragut stehe aber auch dem österreichischen Außenministerium bei Fragen über Armenien regelmäßig zur Verfügung. Auch bringe sie ihre Sprachexpertisen in Asylverfahren in Österreich, Deutschland und den Niederlanden ein.
Ihre häufigen Aufenthalte in Armenien seit mehr als 30 Jahren hätten Jasmine Dum-Tragut auch zu einer wissenschaftlichen und gesellschaftlich-kulturellen Vermittlerin zwischen Österreich und Armenien werden lassen, "zwischen den beiden Kulturen, christlichen Traditionen und Sprachen". Jasmine Dum-Tragut bilde gleichsam "eine Brücke zwischen Österreich und Armenien auf allen Ebenen, sowohl wissenschaftlich, kirchlich, kulturell als auch zunehmend in beratender politischer Funktion", so Winkler.
Einsatz für Armenienj
Jasmin Dum-Tragut, geboren in Voitsberg (Stmk.), arbeitet seit gut 35 Jahren in Armenien und hat in den vergangenen rund 20 Jahren an der Salzburger Paris Lodron Universität die Armenischen Studien aufgebaut. Sie leitet u.a. das Salzburger "Zentrum zur Erforschung des Christlichen Ostens" (ZECO) und setzt sich intensiv für die Bewahrung des christlichen Erbes in Berg-Karabach ein. Ihr Engagement für die armenische Kultur in den vergangenen Jahren hat zudem wesentlich zur Entwicklung neuer Wissenschaftszweige, auch in Armenien, beigetragen. Seit Oktober 2023 leitet Dum-Tragut eine neue Forschungsabteilung für Interdiszplinäre Armenische Kulturerbe-Studien an der Armenischen Akademie der Wissenschaften.
Im Dezember 2023 erhielt sie die höchste staatliche Auszeichnung der Republik Armenien. Die Auszeichnung mit dem Movses-Chorenatsi-Orden in Jerewan nahm der armenische Staatspräsident Wahagn Chatschaturjan persönlich vor. Dum-Tragut hat u.a. auch ein offizielles Amt am Heiligen Stuhl der Armenisch-apostolischen Kirche in Etschmiadzin inne. Sie ist wissenschaftliche Beraterin im "Mother See of Holy Etchmiatzin's office for Artsakh Spiritual-Cultural Heritage Issues".
Im April 2024 wurde die Armenologin mit dem Stephanus-Sonderpreis ausgezeichnet, der von der Frankfurter Stephanus-Stiftung für verfolgte Christen verliehen wird. Die Stiftung würdigt damit Personen, die sich in besonderer Weise für Menschenrechte, Religionsfreiheit und den christlichen Glauben einsetzen. Aktuell bemüht sich Dum-Tragut unter anderem darum, das armenische Kloster Arakelots und die gleichnamige mittelalterliche Siedlung vor dem Verfall zu retten. Jasmine Dum-Tragut ist u.a. auch Konsultorin der Stiftung "Pro Oriente" und Mitglied des Arbeitsausschusses der Salzburg Sektion von "Pro Oriente".